07.12.2019: Mögen die Psychospielchen beginnen…

Hallo allerseits!

Es ist Samstag, ich habe blöde Rückenschmerzen und das Wetter ist unterirdisch – genau wie meine Laune. Schon seit Tagen habe ich extrem miese Laune. Ich ertrage das alles langsam nicht mehr. Diese Ungewissheit, wie lange ich noch da sein werde (ja, eine absolut bescheuerte Frage, die mich aber leider immer öfter beschäftigt), die Angst vor den kommenden Untersuchungen (CT, MRT, Kardiologe…), die Frage, wie hier wieder so etwas wie ein Alltag entstehen soll (ich habe keinen Job mehr, keinerlei Einkommen, mein Antrag auf EU-Rente ist immer noch nicht durch – eingereicht 29.09.19!)… Ob ich je wieder Auto fahren darf, weiß ich nicht. Wenn nicht, müssen wir Mick noch zeitnah aus dem Kindergarten nehmen bzw. vorher erst einmal einen neuen Platz in der Nähe finden, denn Jörn kann nur noch das erste Quartal 2020 von zu Hause aus arbeiten.

Es sind sooo viele Unklarheiten und ich habe bis heute nicht mal wirklich die Kraft und den Elan, mich vernünftig anzuziehen (wozu auch?). Mein eigener Anblick widert mich extrem an. Dieser Knick im Schädel, die grausam große, hässliche Narbe auf meinem unförmigen, da für immer entstellten Glatzkopf, bei dem sich ein Teil schon richtig in Richtung Schädel gedellt hat… Brr. E-KEL-HAFT. Dazu kaum noch Wimpern oder Augenbrauen, die blassfahle Haut. Augenweide geht anders.

Ab Montag habe ich nun so einige Termine, Kontrolluntersuchungen und allein die Angst vor den Ergebnissen lässt mich hier wie gelähmt zu Hause sitzen. Heute ist Chemo-Tag 11 und ich habe das Gefühl, dass die körperlichen Nebenwirkungen ertragbar sind, die psychischen langsam aber nicht mehr. Ich habe irgendwie nur noch schlechte Laune, bin extrem leicht reizbar und genervt, und Leute, die mich früher mal tröstend in die Arme genommen hätten, tun dies seit Monaten nicht mehr, weil sie die Kraft dazu nicht mehr haben. Alles nicht sonderlich förderlich, um zu „genesen“, nech? Tja, so ist es aber. Es ist auch nicht die perfekte Jahreszeit, um so krank zu werden. Ich sollte das mal anders timen, haha.

Man denkt sich irgendwie sein ganzes Leben „später mache ich…“ und „wenn die Kinder aus dem Haus sind“, oder „ja, mal sehen, in ein paar Jahren“. Und nun muss ich feststellen, dass ich vermutlich, nein, ganz sicher, die besten Jahre meines Lebens bereits er- und gelebt habe. Und diese Erkenntnis tut hundsgemein weh.

Ich wünsche euch einen schönen zweiten Advent. Mir selbst wünsche ich bessere Laune und einen Hauch Optimismus!

Eure Moni(ca)

Autor:

Monica L., alias Chemonica, geboren und wohnend seit 30.11.1982 in Braunschweig. Glücklich verliebt seit 2001 und verheiratet seit 2010 mit Jörn (lordlaui), zudem fast vor Stolz platzende Mami von Romy (*19.09.2012) und Mick (*12.07.2016).

9 Kommentare zu „07.12.2019: Mögen die Psychospielchen beginnen…

  1. Ach Mensch. Das tut mir leid, liebe Moni. Sei nett zu dir selbst – in deiner Situation darfst du schlechte Laune haben. Diese Emotionen haben auch ihre Berechtigung und brauchen Platz zum Kanalisieren.
    Ich wünsche dir ganz doll, dass du bald wieder bessere Laune bekommst und schicke dir eine Portion Zuversicht. Auf dass die Ergebnisse ermutigend sind und du dann mit neuer Power voraus wieder positive Dinge anstoßen kannst.

    Alles Liebe

    Katja

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  2. Moni, sei „gnädig“ mit dir selbst. Niemand steht optimistisch lächelnd durch, was du gerade durch machst.
    Wenn du Umarmungen brauchst, nimm die Menschen, die du magst in den Arm! Vielleicht trauen sich manche gerade nicht.
    Hast du eine gute Psychoonkologin?
    Ich wette, die Untersuchungen nächste Woche werden gut ausgehen. 💜

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    1. Liebe Anke,
      ja, die habe ich am Samstag auch schon kontaktiert und werde sie im kommenden Jahr mal wieder besuchen. Ist alles nicht so einfach, aber wem sage ich das? Hrhr. Ich danke dir 🙂

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  3. liebe Moni, wir kennen uns nicht, aber ich stelle mir vor (wenn du erlaubst), dass ich dich in den Arm nehme und halte, solange du brauchst. Du hast so gekämpft, du Löwin, du darfst auch schlecht drauf sein und ningelig. Ich wünsche dir SOO sehr, dass für dich alles gut ausgeht, und war das CT letztens nicht auch in Ordnung? Hast du es eigentlich schon mal mit einer Perücke probiert (oh wei, hoffentlich tret ich da jetzt nicht ins Fettnäpfchen…)? Ich denke oft an dich, seit ich hier mitlese und drücke dir immer wieder fest die Daumen!

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    1. Liebe Daniela,
      aaah, danke, das tut gut 🙂 Ja, CT und MRT waren beim letzten Mal unauffällig und ohne Befund. Aber das kann sich ja alles jederzeit ändern. DIESE Angst aus mir herauszubekommen… Na ja, die wurde nach dem Brustkrebs nach jeder positiven, da befundfreien Mammo- und Sonographie ein winziges Stück weniger – und dann kam Krebs 2.0…
      Eine Perücke hatte ich zu Brustkrebszeiten kurzzeitig, ja, aber ich sah aus wie Olga von Wolga. Nee, nicht meine Welt. Ich muss einfach geduldiger sein, aber langsam ist die Geduld ausverkauft, grr.
      Ich danke dir!

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  4. Liebe Moni,
    sei aus der Ferne ganz feste gedrückt! Wir kennen uns nicht persönlich, nur über die Strickerei, aber ich möchte dir sagen, dass, das was du durchmachen musst, man erstmal aushalten muss! Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und dass du in der schwierigen Zeit auch wieder die schönen Dinge sehen kannst, und wenn sie noch so klein sind. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das manchmal leichter gesagt als getan ist. Aber manchmal ist es ein goldenes Blatt, der rauschende Wind, ein freundliches Wort, deine Kinder, die im jetzt und hier dir einen glücklichen Moment bringen können. Manchmal sieht man sie nicht, weil alles andere so groß und schwer ist. Aber diese Dinge/Menschen/Ereignisse sind da! Mir hat es dieses Jahr geholfen, einen schweren Verlusst zu verarbeiten und nicht in der Trauer zu versinken. Vielleicht hilft es dir ja auch!
    Sei ganz feste gedrückt!
    Veronika

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  5. Guten Morgen Moni, ganz ehrlich – wenn Du wüsstest, weswegen ich schon mal schlechte Laune habe 😉 Pillepalle, Peanuts – darf ich gar nicht erzählen. Gönn Dir die schlechte Laune. Ist ein „Gefühl“, das halt da ist und auch wieder weggeht. Draußen ist es früh dunkel, das Wetter ist zum weglaufen… da ist es auch für Gesunde oft schwierig, sich aufzuraffen. Also – nimm es, wie es kommt. Ich habe mich oft gefragt, woher Du Deine Kraft nimmst. Der Akku ist auch mal leer. Und ich wünsche Dir, dass kleine Freuden in den nächsten Tagen dafür sorgen, dass er wieder aufgeladen wird. Grüße Dich herzlich und schicke Dir eine feste Umarmung und ganz ganz viel virtuelle Sonne. LG Tina

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