13.08.2020: Der KH-Alltag

Hallo ihr Lieben!

Ich gebe es zu: Ich habe den kompletten Roten Faden verloren. Seit der Einweisung habe ich aber auch schon wieder soooo viele neue Gesichter kennengelernt, aber auch genug alte, die immer sofort wissen wer ich bin (sollte mir das eigentlich Sorgen machen oder mich freuen? 🤔).

Ich weiß nicht einmal, wo genau ich stehen geblieben war. Die Bauarbeiten hier im Hintergrund sind aber auch ein Faktor, die mich nicht zum Denken kommen lassen.

So, was gibt es neues? Nichts! Ist das nicht schön? Also ja klar, ich lasse mir weiterhin nicht gerne den Hintern abputzen – wer schon? Aber hier sind wirklich ALLE toll, geben sich die größte Mühe und ich weiß nicht, wie ich mich jemals bei allen werde bedanken können.

In meinem Kopf ist nun heute, haha, auch endlich mal angekommen, dass Samstag ist. Apropos Kopf: Es ist schwer bis unmöglich zu erklären, dass ICH immer noch ICH bin. Klar, mir folgt ja längst nicht jeder und meine Übersicht an Usern ist (vermutlich?!) überschaubar, aber darauf kam und kommt es mir ja nie an.

Jedenfalls bin ich weiterhin naturdoof – sprich, immer noch so blöde wie am Tag meiner Geburt ^^ Will sagen, es sind weiterhin meine Beine, die binnen von nicht ganz drei Tagen ihren Dienst komplett quittierten, was mir weiterhin noch sehr zusetzt. Aber so langsam muss ich ja doch begreifen… Für Außenstehende ist es schwer, die wissen ja nicht wie ich tatsächlich „ticke“, ich kann immer nur betonen:

Es fing schleichend an, so am 01.08.2020 vielleicht, ich hatte schon geahnt, dass es zum „Rückfall“ kommen würde. Klar, wenn man drei so schöne Tage hatte… Generell bemerkte ich aber die Woche über schon eine zunehmende Taubheit in den Beinen und nahm sehr schweren Herzens am 30.07.2020 das erste Mal in meinem Leben den geliehenen Rollator unserer Vermieter. Ich hatte zwar das Gefühl, dass mich alle anstarren, laut meiner Schwester stand ich mit dieser Mutmaßung komplett alleine dar.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass beide Kinder am eigentlichen, lang und breit von mir geplanten Ernstings-Einkauf, keine Lust hatten? Aber letztlich über 82 Euro ärmer und ich als Beifahrer (!) tiefenentspannt fuhren wir beide wieder heim, obwohl uns das Auto nicht direkt vergönnt war – nach den vielen Wochen bzw. Monaten hatte die Autobatterie komplett versagt und Jörn musste uns schon auf dem Hinweg „schubsen“. Keine Ahnung wieso, aber ich habe den Wagen meiner Schwester von Anfang an „gegönnt“. Er ist ein Gebrauchsgegenstand und dabei soll er auch bleiben. Aber das sei ein anderes Thema…

Wie gesagt, Freitag, den 31.07. fuhren sie wieder alle und ich merkte meinen „Einbruch“, aber im Nachhinein war das sicherlich nur die Ruhe vor dem Sturm. Mein Harnverhalt war deutlich zu spüren und irgendwas in mir tief drinnen sagte mir, dass es dabei nicht bleiben würde. Ich vermutete aber eben „nur“ einen Harnverhalt bzw. eine Blasenentleerungsstörung. Klar, wenn man auch, wie Nini und ich fast drei Tage, irgendwie nur saßen und erzählten – da MUSS man ja mal müssen müssen…

Aber in der Nacht von Samstag auf Sonntag (ich Blödchen MUSS ja immer mein Extra-Drama haben) ging gar nichts mehr. Bzw. wollte ich schon nicht, dass etwas geht. Jörn mitten in der Nacht anrufen, nur damit er mir auf der Couch aufhelfen kann? Niemals! Ihn anrufen, damit er mir aufs Klo hilft? Neeeeehehehehe, zu peinlich (auch nach fast 19 Jahren…), also hielt ich aus. Manche Dinge schaffe ich einfach nicht, auch wenn wir sie ganz anders vereinbart hatten. Ich hatte es ehrlich versucht, aber auch ich kann nach über 37 Jahren nicht aus meiner Haut – verzeih mir bitte Jörn! Ich wollte alles alleine schaffen, einfach alles selbst können. Wie du siehst, hat es nicht funktioniert.

Leider hieß es in dem Fall aber auch: Er pennt „bis in die Puppen“, die Kinder wissen schon lange, dass sie gar nicht stören sollen (was für ein Schei*wort, ich hasse es!) – also lag, nein, ich saß, nein, ich saß-lag auf meiner Couch und es ging GAR nichts mehr. Und ich meine wirklich NICHTS. Dieser Zustand hielt dann bis etwa 9:00 Uhr morgens und meine Laune schlug um, denn meine Schmerzen nahmen und nahmen immer mehr zu.

Schließlich kam Schwester S. vom SAPV-Team am Sonntag, den 02.08.2020 gegen 11 Uhr zu uns und legte mir im zweiten Anlauf einen Blasenkatheter. Anfangs wunderten wir uns noch, weil meine Schmerzen so enorm waren, daß kannte sie auch so gar nicht, aber ich werde laut ihr für immer als 2,8 Liter Frau in die Geschichte eingehen, denn DAS hat sie in ihrer Laufbahn seit 1984 noch nicht erlebt. Und als ich so gezeigt bekam, wie viel Urin das wirklich ist… Aua!

Wir verschoben jedenfalls unseren Termin zur geplanten Patientenverfügungs-Änderung auf den Montag und entließen sie in die Freiheit zurück.

Der Termin am Montag, den 03.08.2020, wurde dann aber doch ein anderer, Schwester S. entschied sich für bzw. mit uns zur Aufnahme ins KH der Celler Straße. Es war eine pure Vernunftsentscheidung, aber wenn dich der eigene Ehemann auf einmal nicht auf Toilette tragen kann, weil die Räumlichkeiten es einfach nicht zulassen, dann muss man leider auch vernünftig genug sein. Und meine Kinder sollen mich als Mami sehen und nicht als „psssstt, Mami schläft!“ oder dass ich unter mich mache(n muss) oder so. Glaubt mir, ich meine das keinesfalls böse, mir war dieser Umstand ja selbst bewusst, wir, also Jörn und ich, dachten aber, dass wir noch viel länger Zeit haben – die war aber leider komplett weg. Einfach so. Null Bewegung mehr in den Beinen, nichts. Kein Zehenwackeln, Bewegen, Ruckeln – ALLES ist weg.

Und so liege ich seit 03.08.2020 im Krankenhaus, Diagnose MRT kam einige Tage später: Querschnitt ab Bauchnabelhöhe.

Da meine „Prognose Beine“ aktuell bei 50:50 liegt, wäre das ja nun immerhin eine Steigerung um 50 Prozent. Denn schlechter als jetzt KANN es nicht werden, von daher habe ich nichts zu verlieren. Im Gegenteil: Ich bin sehr dankbar, dass es nicht gleich direkt den Brustwirbel getroffen hat, denn dann wäre direkt Ende mit der Bewegung ab Hals abwärts gewesen. Von daher nicke ich demütig und freue mich über den Ist-Stand. Mal sehen, wie lange dieser andauert.

So, ich hoffe, ich habe nicht zu viel durcheinander gebracht, falls doch – seht es mir bitte nach. Nein, ich bin (noch nicht) verkalkt, ich habe nur zig Menschen um mich herum, Termine, Besuche, weiß an den meisten Tagen nicht mal, ob man sich heute schon mal gesehen hat oder nicht… NICHTS geschieht hier wirklich aus böser Absicht, das könnt ihr mir glauben! Und die Tage fliegen an mir vorbei, geben mir aber ein gutes, sicheres Gefühl von Struktur und Halt, und auch wenn mich meine Müdigkeit oft fast übermannt, so kriege ich – bis auf den kompletten Verlust meiner Beine – noch alles so gut wie möglich selbst hin. Auch wenn ich wohl nicht erwähnen muss, dass mich das persönlich weiterhin EXTREM viel Überwindung kostet, mir den Po von externen Personen säubern zu lassen. Wer macht das schon gerne? Aber die häufigen, ja, richtig gelesen, Einläufe, nicht Einkäufe, sind eben notwendig bei komplettem Querschnitt.

Morgen kommen meine drei Süßen eine kurze Zeit wieder mal vorbei, wir machen das alles ganz zwanglos. Hier braucht niemand ein schlechtes Gewissen zu haben 🙂 Und mir MUSS es richtig gut gehen für ein wenig Freizeit!

Bis bald – eure Moni!

Autor:

Monica L., alias Chemonica, geboren und wohnend seit 30.11.1982 in Braunschweig. Glücklich verliebt seit 2001 und verheiratet seit 2010 mit Jörn (lordlaui), zudem fast vor Stolz platzende Mami von Romy (*19.09.2012) und Mick (*12.07.2016).

7 Kommentare zu „13.08.2020: Der KH-Alltag

  1. Liebe Moni,
    So gut, wieder etwas von Dir zu hören.
    Jeden Tag denke ich an Dich und wünsche Dir viele schöne Stunden morgen mit deinen Lieben.
    Schlaf gut,
    Deine Dir völlig unbekannte Smilla.

    Like

  2. Allerliebste Moni,
    du bist so tapfer und versuchst, in der bescheidensten Lage noch nach vorn zu blicken. Ich wünsche dir das Beste.
    Schön, wenn ihr auch als Familie ein wenig Zeit zusammen verbringen könnt. Ihr macht das so toll.
    Alles LIebe

    Katja

    Like

  3. Liebe Moni,
    ich hoffe du hattest eine wunderschöne Zeit mit deinen Lieben. Ich lese hier immer mit, auch wenn ich nicht immer etwas schreibe. Ich drücke dir ganz feste die Daumen, dass es mit den 50% klappt.

    Fühl dich lieb gedrückt

    Anja

    Like

  4. Hej liebe Moni,
    genieß deine Zeit, so gut du kannst und vorallem die mit deinen Liebsten ♡ Ihr seid so eine wundervolle Familie ♡ Ich weiß noch, was für eine kleine Maus Romy war als wir uns in der Lanadegruppe „kennenlernten“. Das müsste so ungefähr 7 oder 8 Jahre her sein. Wie die Zeit vergeht!
    Ich denke ganz oft an dich!
    Fühl dich herzlich umarmt ♡

    Like

  5. Ach Moni. Schön von dir zu lesen. Ich denke auch oft an dich. Wehmütig bin, denn ich merke dir an, wie vernünftig du bist und denkst. Ich vermisse deinen tollen schwarzen Humor. Oh nein das ist kein Vorwurf an dich. Du bist so ehrlich und das sollst du sein. Ich würde dich so gern einmal persönlich kennenlernen, aber ich wünsche dir einfach so viel mehr wertvolle und schöne Zeit mit deinen Liebsten Menschen. Bleib stark und fühl dich umärmelt.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar