29.10.2019: Eine Woche „Zwangsurlaub“

Hallo ihr Lieben!

Nachdem ich gestern Vormittag aus dem Krankenhaus entlassen wurde (juchuuuh!) und extra den Doktor bat, dass meine Portnadel bis zum Nachmittag liegen bleiben kann, da ich ja mein Kontroll-MRT hatte, bei dem ich Kontrastmittel gespritzt bekam, und er zustimmte, war ich glücklich – denn das Anzapfen meines Power-Ports hatte neun oder zehn Anläufe gebraucht (AUAAAA!), ich wurde zwischendrin noch zur Intensivstation gerollt und letztlich traf nur ein gynäkologischer Oberarzt meinen zickigen Port.

Jedenfalls nahm man mir gestern Früh noch Blut ab, damit das MVZ dies nicht noch tun muss, und dann erhielt ich auch schon meinen Entlassungsbrief, packte meinen restlichen Kram und schrieb Jörn, dass er mich abholen kann.

Hier übrigens ein Auszug aus meinem Entlassungsbrief:
„[…] Wir führten eine CT Thorax/Abdomen Becken Staginguntersuchung zur Überprüfung des Tumoransprechens als auch zur Infektfokussuche durch. Hier zeigte sich der Tumor deutlich regredient, ossäre oder hapatische Metastasen waren nicht mehr nachweisbar. Hinweise auf einen spezifischen Infektfokus hatten wir in der Bildgebung nicht, möglicherweise kommen Restinfiltrate pulmonal aber als Ursache in Betracht.“; „[…] Verlauf Staging-CT Thorax/Abdomen Becken: Regredienz der thorakalen Lymphadenopathie, kein Hinweis auf ossäre oder hepatische Filiae.“
Übersetzt: Regredienz = Rückschreiten; thorakale Lymphadenopathie = vergrößerte Lymphknoten im Brustbeinbereich (die bei mir als Bronchialkarzinom gedeutet wurden/werden, da CUP-Syndrom ja keinen bekannten Primärtumor hat); „ossäre oder hepatische Filiae“ = ossär = Knochen, hepatisch = die Leber betreffend, Filiae = Metastasen.

Klingt fan-tas-tisch, oder? Finde ich auch! Heißt also, meine diffusen zwei Leberstellen scheinen weg zu sein. Meine Lymphknoten im Brustbeinbereich sind wohl deutlich unter einem Zentimeter und es gibt auch keine Hinweise auf Knochenmetastasen. Wobei ich nun nicht genau weiß, wie gut diese im CT (oder irgendeinem CT vorher) sichtbar gewesen sind. Aber da noch zwei Chemos folgen, beschwere ich mich mal nicht! Das einzige, das mir etwas Magenschmerzen bereitet: Im CT am 03.09. sah man einen Perikarderguss, also Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel, dieser war bei 17 mm. Beim CT am 23.10.2019 zeigte Herr Dr. Sch. mir hinterher am PC, dass der Perikarderguss nun bei 30 mm sei. Ich bekam ziemich Panik und löcherte den armen Arzt, was das nun zu bedeuten habe, woran ich merke, wenn das zu viel Wasser wird usw. Aber er winkte nur müde ab, mein Körper würde schon Zeichen geben, wenn ihm das zuviel würde, z. B. könne ich dann nicht mehr flach auf dem Rücken liegen oder wäre nach wenigen Metern Laufen schnell außer Atem. Ich erklärte ihm, dass ich nie flach auf dem Rücken läge und seit der Chemo eigentlich immer schnell außer Atem sei, eben weil ich mich kaum bewege und aktuell jeder Schritt anstrengend sei. Aber auch das beunruhigte ihn nicht. Er meinte nur lächelnd „wir behalten das im Auge, man könnte im Notfall noch punktieren.“ In dem Moment wurde mir richtig heiß vor Angst. Jaaaa, die olle Lauenstein hat nämlich richtig Schiss vor einer Punktion! Versteht mich nicht falsch: Jaa, ich habe schon so manche Untersuchung geschafft, alles gut. Aber mit einer NADEL ganz in die Nähe meines Herzens? Wenn man mir bei zwei Routineeingriffen (Port-Anlage, ZVK-Legung) bereits zwei Pneumothoraxe verpasst hat…? Äh, nee danke!

Wie dem auch sei. Gestern Nachmittag hatte ich dann das Kontroll-MRT, aber nach kurzer Zeit sagte man mir, man dürfe an meinen Port nicht dran, also musste auch die Portnadel bleiben, wo sie ist. „Lassen Sie die Nadel da ziehen, wo Sie sie her haben, wir dürfen da nicht dran.“ Grummel, und ich habe mich extra noch so beim Arzt dafür eingesetzt, eben DASS man mich nicht erneut anzapfen muss. Aber die nette Helferin fand zumindest in meiner linken Armbeuge sofort meine sehr tief liegende Vene und so konnte während des MRTs das Kontrastmittel gespritzt werden. Ich grübelte die gut zwanzig Minuten, ob ich bis zum nächsten Morgen warten und die Nadel beim MVZ ziehen lassen soll, oder ob ich Jörn noch bitte, dass er mich in der Klinik vorbeifährt und ich direkt auf Station MHO1 gehe, wo ich bis gestern bzw. heute lag – und entschied mich für die zweite Möglichkeit.
Das MRT war nicht sonderlich schlimm, ich muss da immer nur die Augen geschlossen halten, da dieses Gerät tatsächlich komplett geschlossen ist, also eine richtige Röhre, dazu auch kein Spiegel, wie ich es sonst kenne (damit kann man sozusagen um die Ecke schauen, sodass man, wenn man die Augen geöffnet hat, und nicht so kurzsichtig ist wie ich, die Mitarbeiter sehen kann, was einen unter Umständen beruhigt, bevor man die Notfallklingel betätigt, die man in die Hand gedrückt bekommt.

Nach dem MRT erhielt ich die CD mit den Aufnahmen, zog mich wieder an, schmiss mir allen Schmuck um und setzte ich mich schließlich in den Eingangsbereich und schrieb Jörn, der mit Romy und Mick beim Laternebasteln im Kindergarten war, dass ich abholbereit sei. Da es auch schon recht spät war, passte es zeitlich sehr gut und um nahezu genau 17:00 Uhr sammelten die Drei mich mit dem Auto ein. Jörn fuhr mich schnell in der Celler Straße rum, wartete solange im Auto und ich eilte zur Station hoch, passte eine Schwester ab, schilderte ihr kurz mein „Problem“ und sie war ganz irritiert, dass die mir die Nadel nicht gezogen haben, aber erledigte dies dann zu meiner Zufriedenheit. Port spülen, Nadel ziehen, Stelle desinfizieren, Pflaster drauf und schon konnte ich zurück zum Auto eilen.

Heute Vormittag klingelte das Telefon: MVZ. Meine weißen Blutkörperchen seien schon am Steigen, aber noch nicht hoch genug, wenn wir morgen mit einer neuen Chemo draufhauen würden, läge ich in zwei Wochen wieder im Krankenhaus. Am 05.11. soll ich zwischen 8 und 11:00 Uhr ins MVZ für ein Blutbild, am 06.11. dann – gegebenenfalls – zur Chemo. Einerseits war ich heute Früh schon traurig, dass ich morgen schon wieder die nächste Runde erhalte, da es mir seit ein paar Tagen recht gut geht. Andererseits will ich ja auch fertig werden und sehe diese Nachricht somit mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge. Nun gut, alles Jammern hilft nix, ich versuche nun die Zeit zu genießen und hoffe, dass mein Juckreiz am Körper langsam mal weniger wird. Ja, es juckt mich zeitweise immer noch an den Beinen, am Hinterkopf, an den Unterarmen in den Handflächen oder auch an der Kaiserschnittnarbe. Ergibt keinen Sinn? Ja, finde ich auch. Eine Erklärung habe ich dafür auch nicht. Und sowohl gestern als auch heute habe ich sprichwörtlich einen Satz heiße Ohren: Beide Öhrchen sind dann so hochrot und heiß, aber jucken nicht. Ob das noch Nebenwirkungen von der Antibiose sind? Kann ich mir nicht vorstellen. Aber außer mein übliches Euthyrox nehme ich aktuell auch nichts ein. Chemo-Nebenwirkung? „Jetzt noch“? Also, ja, ich weiß, dass eine Chemo lange im Körper bleibt. Aber sooo lange, dass es solche Beschwerden macht? Keine Ahnung. Ich behalte das weiter im Auge.
Seit meinem ersten „Juckreiz-Anfall“ am Samstag, woraufhin wir ja die Pip/Taz-Antibiose beendeten, habe ich auch wieder vermehrt Aknepusteln auf dem Kopf und soll laut Arzt nun eine weitere Woche Minocyclin einnehmen. Na klaaar, wo ich SO glücklich war, ab Freitag von dem Zeug loszukommen. Ich wollte mir dafür morgen ein neues Rezept vom MVZ holen – das hat sich nun erledigt. Aber dafür muss ich Jörn nun morgen zum MVZ schicken, da mein Hausarzt mir dieses Medikament nicht verschreiben möchte. Grummel! Aber nun gut, kriegen wir irgendwie hin.

So ihr Hasen, ich bin extreeeem müde. Den Tag war ich komplett wach, habe den halben Vormittag gebügelt und mich den Rest der Zeit fröhlich gekratzt. Hoffentlich hört das bald auf, das nervt mich nämlich tierisch!

Bis baldi!

Autor:

Monica L., alias Chemonica, geboren und wohnend seit 30.11.1982 in Braunschweig. Glücklich verliebt seit 2001 und verheiratet seit 2010 mit Jörn (lordlaui), zudem fast vor Stolz platzende Mami von Romy (*19.09.2012) und Mick (*12.07.2016).

2 Kommentare zu „29.10.2019: Eine Woche „Zwangsurlaub“

  1. Liebe Moni, schön, dass du wieder zu Hause bist. Am meisten freue ich mich mit dir über die positiven Untersuchungsergebnisse. Yeah!!! Deine Tapferkeit und deine Geduld zahlen sich aus. Halte durch und tanke ordentlich Kraft.

    Liebe Grüße

    Katja

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